Vergessene Kinder – sind sie etwa kein Teil der Gesellschaft?

Vergessene Kinder – sind sie etwa kein Teil der Gesellschaft?

Was sind uns unsere Kinder eigentlich wert? Für uns Eltern sind sie definitiv unbezahlbar! Gerade jetzt, ganz aktuell frage ich mich aber mal wieder: Sind Deutschlands Kinder wirklich so egal?

Nach so vielen Wochen, wo die Betreuung der beiden Kleinen nur zu Hause stattfinden konnte, haben wir schon eine Weile wieder auf Kindergarten gehofft. Homeoffice mit Kindern weiter daheim war unmöglich und zum Glück habe ich meine Schwiegermutter, die uns tatkräftig unterstützt.

Den finanzielle Schaden, der uns dadurch erspart bleibt, trägt nun allerdings sie. Sie kommt jedes Mal viele Kilometer gefahren und ich bin sehr dankbar dafür, aber richtig glücklich ist keiner damit.

Aber das allein ist es ja nicht!

Sicher, auch ich habe ein mulmiges Gefühl, wenn ich meine Kinder wieder in den Kindergarten schicke. Es bleibt die stille Sorge vor einer Ansteckung, die eines meiner Familienmitglieder in Gefahr bringen könnte.

Aber noch mehr mache ich mir Gedanken darüber, wie sich diese Isolationsphase auf die Entwicklung der Kinder auswirken wird. Viel zu lange geht das nun schon und es wird einfach Zeit, dass meine Kinder auf andere Kinder treffen und ausgelassen toben können. Das wieder Abwechslung und neue Herausforderung in ihr Leben kommt und sie ausgelastet und zufrieden sind.

Und nein, es hat nichts damit zu tun, ob man seine Kinder beschäftigen kann oder nicht! Zuhause ist nun mal zuhause! Da kennt man jeden Winkel und auch wenn wir immer mal wieder andere Wege beim Spaziergang gehen, die Kinder kennen es alles und es ist auf Dauer langweilig.

Jeder Mensch, auf den die Kinder treffen, spricht andere Reize bei ihnen an.

Jeder Mensch verhält sich anders, hat andere Interessen und spielt auch andere Spiele mit den Kindern. Das schafft Abwechslung, Ausgleich und Anspruch! Und auch das Handballspielen fehlt meinem Großen sehr und dem Kleinen die Musikschule. Reize, die die Kinder immer genießen!

Also was ist nun mit dem Kindergarten? In einigen Bundesländern sind die Kindergärten schon längst wieder geöffnet, jeder hat irgendwie sein eigenes Ding, aber es scheint jeder Bescheid zu wissen, wie es weitergeht. Außer wir!

Vor Wochen schon sagte Hessen, dass am 2. Juni der Kindergarten wieder zum eingeschränkten Regelbetrieb anlaufen soll.

Eingeschränkter Regelbetrieb!

Aber was soll das heißen?? Was ist ein eingeschränkter Regelbetrieb? Wochenlang lese ich dieses Wort immer und immer wieder, niemals mit einer Erklärung dazu. Warum? Weil es niemand weiß!

Scheinbar ist Hessen aber stolz darauf, dass es das als einer der ersten Länder verkündet hat! Nur weiter wurde offenbar nicht gedacht. Die letzten beiden Wochen haben wir täglich auf eine Benachrichtigung gehofft, wie es denn nun weitergeht. Ob der Kindergarten wirklich öffnet und wenn ja in welcher Form?  Das auch Kindergärten und Eltern planen müssen, daran wird offenbar nicht gedacht.

Im Radio höre ich stattdessen, dass Freibäder wieder öffnen und still frage ich mich: Und was ist mit den Kindern? Ich höre, wie die Fußballspiele wieder anlaufen und frage mich erneut still: Was ist mit den Kindern? Mir begegnen viele solcher Infos und Nachrichten, aber dann lese ich, dass über die Hygienebestimmungen nachgedacht wird, um Bordelle wieder zu öffnen!

Junge der sich die Augen zuhält.

Sind Bordelle wichtiger als Kinder?

Keine Frage, auch da geht es um ein Dienstleistungsunternehmen mit Arbeitnehmern, die alle Geld zum Überleben brauchen, aber was zum Teufel ist mit unseren Kindern?? Denkt überhaupt jemand an sie?

Wann wird darüber gesprochen, was die Kinder jetzt wirklich brauchen?

Gestern dann kam endlich eine Nachricht vom Kindergarten. Das diese per Mail kam und ich (mal wieder) nicht im Verteiler drin war, sei mal Nebensache. Es gibt ja zum Glück andere liebe Mamis, die an mich denken und wichtige Mails weiterleiten.

Die Mail selbst war allerdings eher ernüchternd. Es ging lediglich erst mal um eine Bedarfsabfrage, wer welche Betreuung benötigen würde. Dazu schrieb der Kindergarten:

Wie Sie ja bereits wissen gilt in Hessen ab nächste Woche der eingeschränkte Regelbetrieb in den Kitas. Leider haben wir vom Land Hessen, die uns vor 5 Wochen versprochenen Vorgaben, NICHT erhalten.“

Es gibt lediglich eine Verordnung und die Kommunen und Kitas können nun selbst überlegen, wie sie diese einhalten und umsetzen. Also wurde nun ein Schnellkonzept erarbeitet und wir würden bis spätestens nächste Woche Donnerstag Bescheid bekommen, wie es weiter geht. (Also 2 Tage nach dem offiziellem Starttermin)

Als Mitglied des Elternbeirat kam ich nun allerdings schon vor den anderen Eltern in den Genuss, Einsicht in den Hygieneplan und die Leitlinien für den eingeschränkten Regelbedarf zu erhalten. Und ich frage mich:

Wo wird das alles noch hinführen?

Meine Kinder tun mir leid, sehr sogar. Ich denke, dass sie den sozialen Kontakt zu anderen Kindern unbedingt nötig haben und auch von zuhause raus zu kommen und anderen Input, als nur von den eigenen Verwandten zu bekommen. Aber wenn das alles so umgesetzt wird, wie ich es gelesen habe … Ich weiß nicht.

Ich kann nur hoffe, dass es nicht so schlimm wird für die Kinder, wie es sich für mich liest. Was davon wirklich sinnvoll ist und was nicht oder ob es notwendig ist oder nicht, sei mal dahingestellt. Aber ich frage mich dabei, welche Auswirkungen wird diese eigenartige neue Struktur im Kindergarten auf die Kinder haben?

Vielleicht sehe ich das zu engstirnig und mache mir unnötig Sorgen, aber ich mache mir nun mal Gedanken um meine Kinder und deren Entwicklung. Mag sein, dass diese ganze Situation sie gar nicht beeinträchtigen wird, vielleicht stärkt es sie sogar. Aber im Moment empfinde ich es eher als beängstigend.

Denn ich spüre, dass meinen Kindern nur daheim zu sein im Moment nicht mehr genug ist und es ihnen auch irgendwie nicht mehr gut tut. Dass ich ihnen aktuell nicht mehr allein den geistigen und körperlichen Anspruch bieten kann, denn sie brauchen. Und trotzdem erscheinen mir die anderen Möglichkeiten, wie eben z.B. der Kindergarten im Moment nicht als die bessere Alternative.

Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich oft den Eindruck habe, dass Maßnahmen einfach nicht durchdacht sind oder Handlungen nicht logisch zusammenpassen. Und vor allem:

Dass das Wohl der Kinder gar nicht ernsthaft bedacht wird.

Und nein, es liegt nicht an der aktuellen Situation, dass ich so denke. Schon sehr oft hatte ich den Eindruck, dass Kinder in Deutschland nichts wert sind oder als störend empfunden werden. Das es Familien unnötig schwer gemacht wird, während andere Unterstützung bekommen.

Das zumindest sind meine bisherigen Erfahrungen, die ich immer wieder bei den verschiedensten Dingen machen musste. Da das nun aber wohl den Rahmen sprengen würde und mehr als genug Stoff gibt, werde ich darauf in einen anderen Artikel noch mal näher eingehen.

Was bleibt ist mein Wunsch für die Zukunft:

Schenkt den Kindern mehr Beachtung in unserer Gesellschaft! Bedenkt die Kinder mehr in der Politik! Und denkt daran: Die Kinder sind unsere Zukunft!

P.S. Im Übrigen bin ich nicht nur der Meinung, das die Kinder in dieser besonderen Lage nicht genug bedacht werden, sondern das Familien allgemein ziemlich im Stich gelassen werden. Und ich wünsche jeder einzelnen Familie, dass sie gut durch die Zeit kommt und nicht in eine (finanzielle) Notsituation gerät!

Kinderhand, die in der Hand eines Erwachsenen liegt.

Die Bilder in diesem Beitrag stammen von Pixabay von den Künstlern skalekar1992, 192635 und  composita.

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Ich heiße Jasmin, bin 41 Jahre  alt und lebe mit drei meiner 4 Kindern (2003/2015/ 2017/2021) in einer chaotischen, aber liebenswerten Patchwork-Familie.

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