Eine Herausforderung: Konflikte mit dem eigenen Kind in der Öffentlichkeit

Eine Herausforderung: Konflikte mit dem eigenen Kind in der Öffentlichkeit

Jeder der eigene Kinder hat weiß, dass es immer mal wieder zu Konflikten mit dem Kind kommen kann, der für uns schwer zu händeln oder auch schwer zu ertragen ist. Findet die ganze Theatralik dann auch noch in der Öffentlichkeit statt, übt dies oft noch mehr Druck auf uns auf.

Beobachtungen

Vor einer Weile ereignete sich folgende Situation, nachdem ich meinen Sohn in den Kindergarten brachte: Ich sah eine Mutter, die ihren Sohn verspätet zur Schule brachte. Es war bereits 08:15 und im Vorbeigehen bekam ich mit, wie sie ihren Sohn anwies nun bitte zur Schule zu gehen.

Ich beachtete das nicht weiter und ging zurück zu meinem Auto. Nachdem ich den Jüngsten ins Auto gesetzt hatte, hörte ich plötzlich ein sehr lautes Geschrei: „Nein Mama, bitte nicht!“ Der Junge brüllte wie am Spieß, wollte offensichtlich nicht zur Schule und er klang sehr verzweifelt.

Ich sah, wie die Mutter versuchte ihren Sohn zu beruhigen und ich fragte mich, warum dieses Kind wohl gerade so verzweifelt war.

Diese Situation berührte mich in diesem Moment sehr und mir stiegen Tränen in die Augen. Ich selbst bin gerade sehr müde und erschöpft und auch wir kämpfen aktuell mit einigen Problemen, mit denen ich nicht immer richtig umzugehen weiß.

Diese Mutter hatte in diesem Moment mein tiefstes Mitgefühl. Ich wollte am liebsten hingehen und ihr sagen, dass es auch anderen so geht, dass sie mit solchen Situationen nicht alleine ist und sie umarmen. Sie war noch immer mit dieser schwierigen Situation beschäftigt und ich unsicher, ob das tatsächlich eine gute Idee wäre und fuhrt somit nach Hause.

Ich weiß nicht, wie es der Mutter in diesem Moment tatsächlich ging. Ob sie stark und zuversichtlich war und diese Situation gut auflösen konnte. Vielleicht war sie aber auch völlig verzweifelt, alleine oder überfordert in dieser Situation. Vielleicht hat sie gehofft, dass sie nun niemand sieht und hört. Und vor allem, dass sie niemand verurteilt.

Der ungewollte Einfluss von außen

Und genau das ist meist das, was eine ohnehin schwere Situation oft noch schwerer macht. Andere Menschen, die gucken, den Kopf schütteln oder sich sogar einmischen und urteilen, ohne irgendetwas über die Familie und die aktuelle Situation zu wissen.

Und oft ist es doch genau das, was uns teilweise schon vorher unter Druck setzt und warum wir hoffen keine „Szenen“ in der Öffentlichkeit durchmachen zu müssen. Und mal ehrlich, die wenigsten von uns lässt es vermutlich tatsächlich kalt, wenn andere gucken und urteilen.

Statt uns voll uns ganz auf die ohnehin schon schwierige oder sogar eskalierende Situation mit unserem Kind konzentrieren zu können, bekommen wir noch Schuldgefühle von außen zugeflüstert oder fangen an uns für unser Kind zu schämen oder werden im schlimmsten Fall richtig wütend – und das nur, weil das „Um uns herum“ uns unter Druck setzt und das Gefühl gibt zu versagen.

Wie ich solche Situationen als Mutter sehe

Wenn ich solche Situationen und Konflikte ungewollt miterlebe, löst dies immer zwei Dinge in mir aus:

Erstens: Ich schöpfe Kraft und Zuversicht. Das mag nun erst mal gemein klingen, aber es hilft mir sehr zu sehen, dass ich mit gewissen Problemen nicht alleine dastehe. Dass es auch anderen Müttern so geht und auch andere Eltern ihre Kämpfe mit den Kindern haben.

Zweitens: Sofern die Möglichkeit besteht, werfe ich den betroffenen Elternteilen ein Lächeln oder ein bekräftigendes und anerkennendes Kopfnicken zu, um zu zeigen: Ich kenne das auch, durchhalten!

In diesem Sinne:  Liebe Mama von der Schule, falls du das hier liest: Ich habe dich gesehen und deinen Sohn gehört. Ich gebe zu, ich war auch neugierig, wie du das händelst, vielleicht könnte ich von dir etwas lernen? Aber vor allem hatte ich Mitgefühl – kein Mitleid, sondern Mitgefühl. Ich weiß, wie viele andere Eltern, wie schwer und unangenehm solche Momente sein können. Sollte es ein größeres Problem sein, halte durch, du bist nicht allein und du wirst es sicherlich schaffen!

Was ich mir in solchen Situationen wünsche

Wer auch immer zum Beispiel einen heftigen Wutanfall meines Kindes mitbekommt: Bitte gafft uns nicht an! Klar guckt man hin, was da los ist, aber dann geht weiter. Verurteilt uns nicht und gebt uns nicht durch Sprüche oder Gesten zu verstehen, dass wir wie die totalen Versager wirken.

Liebe andere Eltern, lasst uns zusammenhalten! Wenn es die Situation zulässt, freue ich mich über einen aufmunternden oder verstehenden Blick von euch oder sogar ein paar aufbauende Worte, die für mich persönlich immer dazu beitragen, die Situation wieder etwas entspannter zu sehen. Und vor allem erinnert mich das daran, dass ich nicht alleine bin und vermutlich fast alle anderen Mamas ähnliche Situationen kennen und ebenfalls durchmachen.

Meiner Meinung nach sollte man sich in die Situation selbst nach Möglichkeit aber eher nicht einmischen oder gar ungewollte Tipps geben. Vielleicht kann man höflich fragen, ob Hilfe/Unterstützung gewünscht ist und wenn ja in welcher Form (zum Beispiel Aufpassen auf ein Geschwisterkind, das man selbst sich voll und ganz auf das Kind mit dem Konflikt zur Auflösung konzentrieren kann).

Dennoch habe ich selbst schon einige Situationen erlebt, bei dem andere Menschen sich einmischten und ich froh darüber war. Wie genau das ausgesehen hat, berichte ich ein andermal.

Meine Botschaft an alle Mütter/Väter da draußen

Wir sind nicht allein! Das, was du gerade durchmachst, erleben vermutlich viele andere Eltern genauso oder ähnlich. Das macht es nicht weniger anstrengend, aber einfacher da durchzugehen. Ich weiß, es gibt gute und schlechte Tage, mal kommt man damit super klar und dann ist es plötzlich zu viel.

Umso wichtiger: Egal wann, wo und in welcher Verfassung euch ein Konflikt mit den Kindern erwischt – lasst euch nicht von der Umwelt beeinflussen und unter Druck setzen.

Ich arbeite da leider noch dran. Hut ab vor all denen, die das bereits gelernt haben!

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1 Comment

  1. Hallöchen Jasmin

    Zu deinem Kommentar auf meinen Blog:
    Ich wünsche dir mit deinen Blog auch das Beste und das dir Versuch Nummer zwei gelingt 🙂
    Diesen Druck kenne ich zu gut …. Die Gesellschafft verlangt aber auch einfach viel zu viel und dann kommen noch die eigenen Bedürfnisse und Ziele.

    Ich steigere mich auch zu sehr da rein und dann endet das alles in ein Chaos.
    Wir dürfen nur nicht aufgeben und weiter daran arbeiten. Irgendwann gelingt es und uns gehts damit besser 🙂

    ————————

    Ich selbst bin auch Mama und kenne solche Situationen zu gut! Das Schlimmste ist immer das Warten bei den Ärzten. Der Kleine beschäftigt sich zwar meist am Anfang, aber umso später es wird, umso länger wir warten müssen, umso mehr Dummheiten fallen ihn ein.

    Mir waren schon einige Situationen sehr unangenehm, aber ich gebe nicht auf. Ich bin auch nur Mama und kein Roboter. 🙂

    Liebe grüße, Anja

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Das bin ich

Ich heiße Jasmin, bin 41 Jahre  alt und lebe mit drei meiner 4 Kindern (2003/2015/ 2017/2021) in einer chaotischen, aber liebenswerten Patchwork-Familie.

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