Auszug aus den Nächten einer Mutter
Jeder mit Kindern kennt es: Schlaflose Nächte – oder zumindest unterbrochene. Und das meist regelmäßig und über eine sehr lange Zeit, abhängig vom Typ, Alter und Anzahl der Kinder. Oh und Haustiere, vergesst nicht die Haustiere, die sind ja auch irgendwie wie Kinder.
Heute möchte ich euch einen Einblick in einer meiner Nächte geben, die so oder in ähnlicher Weise immer mal wieder vorkommen. Zum Glück hatten am nächsten Morgen alle frei und ich konnte wenigstens ein mini bisschen länger liegen bleiben. Liegen bleiben wohlbemerkt, nicht schlafen!
02:06 Uhr – Trotzanfälle in der Nacht
Der 5jährige, der sich am Abend zuvor strikt geweigert hatte seinen Schlafanzug anzuziehen, steht an meinem Bett und brüllt: „Ich will JETZT SOFORT meine Schlafanzughose!“ Erschrocken rapple ich mich so schnell auf, wie es nur irgendwie möglich ist, wenn man nichtsahnend aus dem Schlaf gerissen wird und verlasse mit dem 5jährigen mein Schlafzimmer. Still hoffend, dass der Jüngste weiterschläft, der in meinem Bett liegt.
Im Schlafzimmer der Kinder angekommen, sehe ich mich überrascht einem absoluten Chaos gegenüber. Für gewöhnlich ist wenigstens der Weg zum Bett der Kinder frei, um dieses gefahrlos zu erreichen. Nun, diesmal hatten die Kinder wohl andere Pläne und so sehe ich nichts außer Kuscheltieren und Spielzeug, welche vermutlich einem Wirbelsturm zum Opfer gefallen sind, denn anders kann ich mir diese Unordnung nicht erklären.
Ich bin müde, ich möchte in mein Bett zurück. Ich muss zugeben, müde bin ich keine nette Mama. Da bin ich ein Mama-Monster, unfähig klar zu denken und noch mehr unfähig schlau zu handeln. Leider…
Ein weiterer Blick in das dunkle, von Chaos beherrschte Zimmer macht mir klar: Hier finde ich sicher keine Schlafanzughose. Und so mitten in der Nacht will ich sie auch gar nicht suchen. Das sage ich auch genauso meinem Kind. Wie dumm von mir. Natürlich, ein Tobsuchtsanfall bahnt sich an. Also greife ich schnell eine frische Hose aus dem Kleiderschrank und werfe diese im Halbdunklem meinem gleich explodierendem Kind im Bett zu. Geben kann ich sie ihm nicht, denn der Weg dahin ist mit allerlei Krimskrams für mich versperrt und er weigert sich, zu mir zu kommen. Dumm von mir, schon wieder…
Nun ist die Hose weg. Das Kind ist überzeugt, dass ich sie gar nicht geworfen habe. Sie liegt nicht im Bett und auch nicht dahinter und überhaupt, da ist keine Hose! Also krabbele ich dann doch selbst in das Bett (die Bodennahe Etage eines Hochbettes), ein Griff in die Dunkelheit und Tada: Ich halte die Hose in der Hand. Ich reiche sie ihm, aber den richtigen Zeitpunkt habe ich bereits verpasst und es gibt weiter Aufstand.
Ich bin müde, sooo müde. Nein, ich will das nun nicht. Ich rate ihm, so freundlich es mir möglich ist, auch ein Oberteil anzuziehen, da die Nacht sehr frisch ist, wünsche ihm eine gute Nacht und gehe zurück in mein Bett. Zu meiner Verwunderung bleibt alles still. Wie schön, ich kann wieder schlafen.
02:34 Uhr – Gedanken können so laut sein
Schlafen? Was, wieso? Meine Augen sind zwar zu, aber meinen Kopf ist nun umso aktiver! Hinterlistig erinnert er mich an all die Dinge, die ich noch zu erledigen habe: Du musst noch dies und das vorbereiten, ach die Wasserrechnung noch zahlen, und du musst noch Essen bestellen, bevor die Schule losgeht. Geschenke, ja Geschenke für den Geburtstag brauchst du auch noch und vergiss nicht… Die Gedanken sind soo laut und egal was ich versuche, sie hören nicht auf!
Ich resigniere und notiere mir all die Dinge, die mir mein Kopf so dringend sagen will, in der Hoffnung dann Ruhe zu finden und doch wieder einzuschlafen zu können.
Es klappt. Kopf ausgeschaltet, Augen zu, die Ohren lauschen auf: Schleck, schleck, schleck, schleck…. Waah, dieses Geräusch, nicht jetzt! Der Hund hat angefangen an seinen Pfoten zu lecken. Da die arme Maus taub ist, muss ich erneut aufstehen, um sie anzustupsen, damit sie damit aufhört. Aah Ruhe, Schlaf ich komme.
02:46 Uhr – Beschwerden über Beschwerden
Denkste, ich liege noch immer wach. Habe ich da etwa gerade den 5jährigen reden gehört? Ich schaue nach. Er beschwert sich lauthals, dass ihn etwas juckt. Derweil wacht der 7jährige auf und beschwert sich, dass sein Bruder redet.
Ich gehe mit dem Jüngeren ins Bad, doch er kann die juckende Stelle nicht ausmachen. Also verteile ich großzügig Anti-Juck-Mückenstift auf seinem Bein. Nein! Das war die falsche Stelle! Wie dumm von mir!
Der 7jährige möchte, dass die CD wieder angeschaltet wird. Moment, wieder? Erstaunlicherweise hatte ich nicht mitbekommen, dass die Kinder sich eine CD angemacht hatten (normal sollen sie das nachts nicht), da waren meine Gedanken wohl zu laut. Ich sage ihnen sie sollen schlafen und nachts keine CD mehr hören. Protest von beiden Kindern schlägt mir entgegen. Ich bin soo müde. Ich sage einfach Gute Nacht und gehe. Es bleibt ruhig, was mich erneut überrascht.
03:18 Uhr – Nächtliche Bedürfnisse von Babys
Nun ist der Kleinste wach. Ich stille ihn. Normal schläft er dann einfach weiter. Heute nicht. Natürlich nicht. Er wälzt sich unruhig hin und her, quasselt hier und da, kommt zwischendurch immer wieder zum Kuscheln und Stillen. Es ist erträglich, aber ich bin soo müde.
03:42 Uhr – Albträume
Der Kleinste ist endlich wieder eingeschlafen und auch ich trifte so langsam in die entspannende Tiefe hinab, da steht der 5jährige wieder am Bett: „Ich hatte einen Albtraum“. An der Art wie er das sagt, vermute ich, er hatte noch gar nicht wieder geschlafen. Ich verweise ihn an seine Kuscheltier-Armee und schicke ihn zurück ins Bett. Er geht immerhin und ich döse etwas weg.
04:32 Uhr – Noch mehr Albträume
„Ich hatte schon wieder einen Albtraum!“ Wie, was? Zack – nun ist der Jüngste auch wieder wach und verlangt nach meiner Brust. Also muss ich den 5jährigen leider erneut allein zurück in sein Bett schicken, was er auch macht. Ich finde plötzlich, dass sich sein kleiner Bruder warm anfühlt und frage mich, ob er wohl Fieber bekommt.
05:11 Uhr – Streichle mich – jetzt!
Was? Habe ich etwa geschlafen? Irgendwas trampelt auf mir herum. Ah, Madame Flöckchen unsere Katze ist da und möchte nun schmusen. Jetzt! Natürlich, wann sonst. Ich kraule wohl nicht gut genug, also legt sie sich lieber auf den Kleinen. Ich muss sie da mehrfach runternehmen und danebenlegen. Und irgendwie schlafe ich unbemerkt wieder ein.
06:20 Uhr – Nasenbluten, Schläge und der Tag kann beginnen
Der 7jährige steht an meinem Bett: „Ich habe Nasenbluten!“ Ich setze mich auf, da ruft er, es hat schon aufgehört und rennt weg. Ich lege mich seufzend wieder hin, da guckt mich der Kleine an. Oh nein, bitte nicht! Derweil ruft jemand aus dem Bad. „Ich geh Kaka machen“.
Ich stille den kleinen Mann in der Hoffnung, dass er nochmal einschläft und ich noch etwas Ruhe habe – so ein kleines bisschen nur? Klappt fast, dann brüllt es „Mama!“ Ich seufze und gehe kurz ins Bad. Nun sind definitiv alle Kinder richtig wach. Ich lege mich müde einfach wieder hin, der Kleinste verlässt inzwischen das Bett. Die Kinder wühlen nun lautstark im Zimmer das letzte Spielzeug aus den Kisten und ich wünsche mir noch ein bisschen Ruhe.
Da kommt der kleine Mann nochmal, möchte nochmal kuscheln. Oh wie schön. Ich möchte ihm einen Kuss geben, da ruft er „Nein!“ und schlägt mir ins Gesicht.
Ich sehe es ein, es ist wohl Zeit aufzustehen. Guten Morgen Welt, der Tag kann nur fabelhaft werden oder etwa nicht?
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